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Er sieht schick aus, macht einfach etwas her und beeindruckt noch immer viele Mitmenschen: so ein Titel vor dem Namen. Solange faule oder dumme und unfähige Profilneurotiker noch immer dieser Meinung sind, wird es auch windige Anbieter geben, die dazu passende Dienstleistungen offerieren. Auch Bewerber mit einer gewissen kriminellen Energie, die sich mit einem Titel einen besseren Verdienst in ihrem neuen Job erhoffen oder gar erschleichen wollen, werden fündig, wenn sie bei den Suchmaschinen entsprechende Begriffe abfragen.
„Doktormacher“ werden solche Promotionsberater genannt, die Interessierten gegen einen gewissen Obulus Urkunden ausstellen, die ihnen angeblich erlauben, ihrem Namen ein „Dr.“ voran zu stellen. – In diesem Zusammenhang gleich noch der Hinweis, dass entgegen der landläufigen Meinung, „Doktor“ sei ein Titel, er in Wirklichkeit ein akademischer Grad ist. Und um den rechtmäßig – im Gegensatz zu käuflich – zu erwerben, bedarf es weit mehr als einer pekuniären Entrichtung.
Promis machen es vor – aber machen Sie es nicht nach!
Eine perfekte Anleitung zu einem Promotionsbetrug lieferte der Autor Armin Himmelrath aus seinen Erfahrungen im Selbstversuch. In seinem im Juli 2012 bei „UniSPIEGEL“ erschienenen Artikel kommt jedoch auch der Kölner Rechtsanwalt Christian Birnbaum zu Wort. Und der warnt: „Grade, die durch Titelkauf erworben wurden, dürfen nicht geführt werden.“ Dasselbe gilt selbstverständlich auch für den „Professor“ – selbst wenn es sich in diesem Fall tatsächlich um einen Titel handelt. Er wird nämlich verliehen.
Sie wollen sich trotzdem einmal ganz unverbindlich informieren? Dann geben Sie doch bei der weltweit größten Suchmaschine einfach das Wort „Promotionsberatung“ ein. Derzeit – im Juli 2014 – erhalten Sie etwa 18.200 Ergebnisse. 2009 waren es erst laut eines damaligen Artikels von SPIEGEL-Autor Himmelrath 7.800 Einträge. Dazwischen – bei den Recherchen für seinen Selbstversuch 2011 – sollen es über 40.000 Treffer gewesen sein. Die rückläufigen Zahlen lassen hoffen, dass nach all diesen Plagiats-Skandalen bis hinauf zu den höchsten Politikerebenen etliche Menschen die Sache mit dem Wunschtitel neu überdenken – und vielleicht doch das Risiko eingehen wollen, sich daran die Finger zu verbrennen.
Was kosten Produkte aus Titelmühlen?
Laut Himmelrath soll solch ein Angeberkürzel bei osteuropäischen Anbietern gegen eine „Spende“ von ein paar tausend Euro zu kriegen sein. Eine beliebte Variante, insbesondere nachdem 2005 in Deutschland die Nostrifizierung abgeschafft wurde. So wurde das Genehmigungsverfahren genannt, das derjenige durchlaufen musste, der seinen im Ausland erworbenen Doktorgrad auch hierzulande führen wollte.
Weitaus günstigere Angebote aus Diplom- und Doktorfabriken sind in den USA zu finden. Für 135 Euro bot eine kalifornische, Deutsch sprechende Vermittlerin unserem Protagonisten einen kirchlichen Ehrendoktor an. Zur Auswahl stehen hohe Würden wie „Doctor of Divinity”, „… Metaphysics“, „… Motivation“, „… Angel Therapy“, „… Immortality“ oder „… Feng Shui“. Lieferzeit der dazugehörigen Urkunde inklusive einer Prüfbescheinigung: vier bis sechs Wochen. Noch billiger kam er bei der Miami Life Development Church & Institute (MLDC): 39 Euro kostete ihn der Schrott-Titel „Doctor of Psychic Sciences honoris causa“. Poststempel: Lübeck. Andere Anbieter, wie die Ashwood University in Texas, zeigen sich großzügiger: Ab 599 Dollar soll sogar schon ein Doktor in Medizin drin sein. Abschlüsse an Pseudo-Universitäten können bis zu mehreren tausend Dollar kosten. Der Gegenwert liegt quasi bei Null. Das Geschäft mit den Titeln boomt. Expertenschätzungen zufolge bringen gefälschten Diplome einen weltweiten Jahresumsatz von rund 500 Millionen US-Dollar.
Weil Himmelrath jedoch auf einen „echten“ Eintrag in seinem Ausweis aus war, entschied er sich am Ende für einen Doktor der Philosophie. Dass er die dafür notwendigen „universitären Pflichten und Prüfungen“ erfüllt hatte, bescheinigte ihm für 7,99 Euro ein gewisser Prof. Dr. phil. Johannes Maximilian Wischmeyer von der Geisteswissenschaftlichen Universität für Bildungswissenschaften Innsbruck. Alles Fake. Dass der frisch gebackene Doktor den Eintrag trotzdem erwirken konnte, macht die Lüge nicht legaler. Im Gegenteil. Solange der falsche „Dr.“ nur auf Visitenkarten oder ähnlich geduldigem Papier abgedruckt wird, und das Schein-Diplom gerahmt an der Wand hängt, ist das eine Sache. Eine völlig andere aber, wenn es sich um offizielle, staatliche Dokumente handelt.
Hoch gestapelt – tief gefallen
Ähnlich gebefreudige Institutionen in der Schweiz sollen die Freien Universitäten Cham und Zug sein. Die gleichfalls Freie und Private Universität Herisau AR (UNIHE) – im englischsprachigen Raum auch als SERSI-University bekannt –, nimmt es mit der Ausstellung von Professoren- und Doktorentiteln aber mindestens genauso lässig.
Es gibt noch eine Reihe anderer Luftpumpen-Hochschulen, die in der Schweiz ihr Unwesen treiben. Doch sollte eine, die lange im Geschäft war, nicht unerwähnt bleiben: die Freie Universität Teufen. Dort war man zwischen 1985 und 2009 bereit, für einen Kostenrahmen von mehreren tausend Franken beziehungsweise ab umgerechnet 20.000 Euro wertlose Diplome, Master of Art-, Ingenieurs-, Manager-, Professoren-, Ehrensenator- und Doktortitel auszuspucken. Seit die FU ihren Betrieb eingestellt hat, können sich Interessierte auch an die European Academy („EURACA“) wenden.
Abschlussbezeichnungen, wie Diplom-Betriebsökonom (BI), Dipl.-Finanzökonom (BI) oder Dipl.-Immobilienökonom (BI), gehören ebenfalls in die Kategorie „mehr Schein als Sein“. Ausgestellt werden sie von der Aktiengesellschaft Betriebswirtschaftliches Institut Basel & Seminar Basel. Der Vollständigkeit halber sei allerdings erwähnt, dass in vielen Ländern die Bezeichnung „Universität“ sowie etliche akademische Grade nicht gesetzlich geschützt sind. Deren Erwerb ist also jedem Kaufwilligen frei gestellt.
Nur wer sich dann damit in Deutschland schmückt, riskiert eine Geldstrafe oder Haft bis zu einem Jahr Haft, da weder die ausstellenden Einrichtungen noch die Titel hierzulande anerkannt sind. Verletzt wird bei Promotionsbetrug übrigens der Paragraf 132a des deutschen Strafgesetzbuches. Doch selbst wer straffrei ausgeht, beispielsweise weil er selbst handelt, bevor er erwischt wird, blamiert sich zumindest bis auf die Knochen. Prominente Beispiele: Thomas Kühr, ehemaliger Geschäftsführer der Telekom-Tochter T-Venture, der mittlerweile verstorbene Thorsten Knopp , ehemaliger Finanzvorstand des Armaturenherstellers Grohe, und der Berliner CDU-Abgeordnete Mario Czaja.
Doktorspiele in Mittel- und Südamerika
Wem die Schweiz noch zu nah an Europa ist: Es sollen schon falsche Professoren aus der „University of Neuroscience“ in London herausgekommen sein. Wer das nicht will und wen der Titelschrott aus den USA ebenfalls nicht reizt, könnte sich auch einen Scherzartikel-Pseudotitel aus Mittel- oder Südamerika ausstellen lassen.
Etwa von der Phantom-Einrichtung „Universidad Empresarial de Costa Rica“ (UNEM) oder einen „Prof. Dr. Dr. (EC)“ von der ecuadorianischen „Universidad Catolica de Cuenca“ mit angeschlossener Promotionsberatung. Oder „Dr. bol.“, ein Zusatz, der auf Bolivien hinweist. Aber auch das macht die Sache selbstverständlich nicht korrekter.
Sie wollen sich einfach nur über diesen Markt der Eitelkeiten amüsieren? Dann sei Ihnen die Satire-Webseite „Titel kaufen für Jedermann“ empfohlen.